Ich bin an einem Punkt, an dem grad alles anders wird,
an dem ich sehe, wie es war
und ich spüre, wie es sein könnte.
Ich blicke auf meinen Lebensweg zurück,
und sehe alle meine Themen,
die nun vor mir stehen in all ihrer Größe.
Ich schau mir meine Ängste an und spüre diesen Druck auf meinem Herzen.
Ich sehe auf die Jahre zurück und spüre all die Schmerzen,
all den Zwang, die Sehnsucht und all meine Zweifel,
die mich so viele Jahre begleitet haben.
Und viele Glaubenssätze, die mir bisher so viel Kraft nahmen,
werden nun umgedreht,
so dass der Wind, der mich vorwärtsschiebt,
nun aus einer anderen Richtung weht.
Ich fange an, mich neu zu identifizieren,
mich neu zu erschaffen und neu zu denken,
meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken,
und anzunehmen, all das was war,
all das, was mich geprägt hat,
und mich ausgemacht hat.
All das hatte in meinem Leben so viel Macht
und ich bin dankbar,
denn all das hat mich genau hierhergebracht.
Ich bin an einem Punkt, an dem ich Abschied nehme,
von einem Teil meiner Identität.
Eine Identität, an der ich mich viele Jahre festgehalten habe
und die mir Sicherheit geschenkt hat.
Und diese Sicherheit, die fällt nun weg
und vor mir liegt ein blankes Feld.
Und ich kann nicht sehen, wo der Weg weitergeht.
Ich sehe einen Wegweiser, der sich immer wieder dreht.
Ich spüre, dass mein Herz schlägt
und ich weiß, dass es, wenn es soweit ist,
von Vertrauen und Liebe geprägt
die richtige Richtung wählt.
Ich blicke auf all die Jahre zurück,
schaue mir meine Hoffnungen an,
die ich wieder und wieder hatte.
Ich wollte besser werden und schlanker und schlauer,
wollte dies und wollte das
und nie war es genug.
Die Art, wie ich gelebt habe, war nicht gut genug.
So, wie ich war, war ich nicht genug.
Und nun weiß ich, wofür das alles gut war,
denn all meine Erfahrungen in allen Farben und Nuancen,
waren gleichzeitig auch kraftvolle Chancen
für einen Schritt weiter
auf der Leiter des Bewusstseins.
Heute blicke ich zurück voller Dankbarkeit,
tiefer, tiefer Dankbarkeit
und mein Herz schmerzt vor lauter Liebe,
die ich in all den Jahren erfahren durfte.
Eine Liebe, die mich auf all meinen Schritten begleitet hat,
doch ich musste erst lernen, sie zu erkennen
und sie anzunehmen,
sie sein zu lassen und sie Liebe zu nennen.
Mein Verstand wird weiterhin nach Verbesserung gieren,
und mir Vorschläge machen, die mein Leben betreffen,
mir sagen, was ich tun sollte,
was ich könnte, wenn ich wollte
und mir immer wieder Hoffnung machen.
Meine Ängste werden auch weiterhin
an meiner Seite stehen,
und ich werde mir anhören,
was sie zu sagen haben.
Und dann entscheide ich,
ob wir uns noch ein paarmal auf der Stelle drehen
oder einfach langsam weiter auf meinem Lebensweg gehen.
Und meine Zweifel, die dürfen kleiner werden,
und werden nun mit Liebe überschüttet,
werden in den Arm genommen,
werden ans Herz gedrückt,
bis sie irgendwann ganz verschwommen sind.
Und nun stehe ich an diesem Punkt in meinem Leben
und hab keine Ahnung wie es weitergeht.
Und vielleicht werde ich auch noch eine Weile hier rumstehen,
werde immer mal wieder zurücksehen
und überlegen, ob ich nicht doch den alten Weg weitergehe,
denn ich könnte es ja doch noch schaffen
besser zu werden und schlanker und schlauer.
Doch dann spüre ich mein Herz schlagen,
und atme tief ein und aus
und bin voller Vertrauen und Liebe.
Und während ich hier an meinem Platz stehe,
spüre ich, dass ich mich bald in eine neue Richtung drehe.
Und egal in welche Richtung ich weitergehe,
ich weiß jetzt, alles macht Sinn,
denn ich habe alles, was ich brauche.
Denn ich bin ich.
Ich bin.
(c) Christina Rehr, Mai 2021
Wendepunkt_Christina Rehr (pdf-Datei)